Bei einem spannenden Streifzug durch Aggsbach-Dorf konnten wir erfahren wie Eiszeit, Enns und Erosion unsere Heimat formten
Am Samstag den 19.Oktober hat das Bürger*innenKKRAFTwerk zur geologischen Wanderung mit Gerald Knobloch eingeladen. Das Wetter hatte milde Temperaturen und viel Sonnenschein zu bieten und die zahlreichen TeilnehmerInnen wurden gleich zu Beginn beim Steinstadel mit viel interessantem zur geologischen Vergangenheit konfrontiert:
2 Kontinente und ein Meer sind Bausteine der Wachau
Hier in der Wachau finden sich Gesteine mehrerer Urkontinente:
im Nordosten Granulit, Gföhler Gneis, Amphibolit vom Nordrand Gondwanas
im Südwesten Marmor, Quarzit, Paragneis,.. vom Mikrokontinent Avalonia
und dazwischen Gesteine aus dem Rheischen Ur-Ozean: Dioritgneis, Granitgneis, Apilitgneis,..
Die Donau im Ennstal
Nicht die Donau sondern die Enns ist hier an Aggsbach vorbeigeflossen. Der ursprüngliche Verlauf der Donau war weiter nördlich. Von dort über Pöggstall und Spitzer Graben wurde das Donautal bei Spitz erreicht. Erst nachdem sich das Gestein hier um den Jauerling angehoben hat, wechselte die Donau in das Flussbett der Enns. Noch heute ist dieser Abschnitt der Donau, wo ursprünglich die Enns geflossen ist, enger und steiler.
Die Diendorfer Störung
Unsere Wanderung startet an einer geologischen Bruchlinie, der Diendorfer Störung. Hier vor Aggsbach führt die geologische Bruchlinie weg von der Donau, entlang des Aggsbach Richtung Gansbach. Die Diendorfer Störung kennzeichnet die Ränder einer kontinentalen Bruchlinie, der die Donau folgt. Durch die Wanderbewegung unterscheiden sich die Gesteine an der jeweiligen Seite. Während im Nördlichen Teil der Gföhl-Gneis den Untergrund bildet, ist im südlichen Teil Granulit das beherrschende Gestein. In Jahrmillionen haben sich hier entlang der Störlinie die Gesteine verschoben und verschieben sich noch heute, sodass in einigen Millionen Jahren Aggsbach vis a vis von Krems zu finden sein wird.
Gerald erklärt: "Weil die Gesteine hier nicht so hart sind, kann diese tektonische Verschiebung ohne starke Erdbeben erfolgen. Jedoch sind dadurch die Gesteine entlang der Störlinie nicht so gefestigt und treten gelegentlich Felsstürze auf."
Das Hochfeld
Unsere Wanderung führte uns weiter aufs Hochfeld mit Blick auf den Luftberg, der derzeit wegen der Felsräumarbeiten gesperrt ist. Hier am Hochfeld, nicht weit weg vom Fundort der Venus von Willendorf, finden sich viele Siedlungsspuren aus der Steinzeit und Bronzezeit. Vieles davon noch unerforscht. Leider sind private Funde nicht in die Museen gelangt, sodass oftmals nicht bekannt ist, welche geschichtsträchtige Lage sich hier befindet.
Wir erfahren auch noch, dass das Material der Venus von Willendorf aus einem Gestein beim Gardasee stammt.
Ein Fläschchen, ein Hammer und ein Magnet
Die Werkzeuge zum Steine Bestimmen und Sammeln sind: ein Fläschchen mit verdünnter Salzsäure, ein Magnet und ein Hammer. Vorgeführt an einem Stück Wachauer-Marmor erklärt uns Gerald, dass mit Hilfe der verdünnten Salzsäure festgestellt werden kann ob das Gestein als "silikatisch" oder "karbonatisch" ist.
Am Weg entlang des Mitterbachs wurde auch eisenhaltiges Gestein aufgespürt, welches sich mit dem Magneten erkennen lässt und mit dem Hammer werden z.B. Granate aus Fundstücken geklopft.
Unsere Weg führte uns weiter auf den Kalvarienberg, wo bei einer Rast Kaffee, Tee und Kuchen zur großartigen Aussicht über das Tal gereicht wird. Von dort kehren wir zurück in den Steinstadel.
Geologisches Museum Steinstadel
Im Geozentrum Steinstadel zeigt uns Gerald seine Schätze aus Stein und Mineralien. Das Museum ist von der Familie Knobloch selbst finanziert. Es befindet sich noch im Aufbau und entsteht ohne Förderung.
Gleich beim Eintritt veranschaulicht ein kleiner Holzwürfel mit einigen Zentimetern Seitenlänge, der von der Decke baumelt, die Menschheitsgeschichte im Vergleich zu den 4,5 Milliarden Jahren der Erdgeschichte, die hier auf 45 Meter Länge präsentiert werden.
Die Schaustücke in den Vitrinen zeigen zu Stein erstarrte Lebewesen und farbenprächtige Mineralien. Sie veranschaulichen die geologischen Besonderheiten in unserer näheren Umgebung. Vieles davon sind Fundstücke der Familie bei ihrer langjährigen Erkundung geologischer Besonderheiten. Sie zeigen auch, welche Veränderungen über die Jahrmillionen passiert sind und weiter im Gang sind.
Es werden auch aktuellen Themen behandelt:
Felsstürze sind hier keine Seltenheit!
Ist Klimawandel Menschengemacht?
Kurz entfacht sich eine Diskussion zum Klimawandel. Gerald ist skeptisch, ob der Mensch überhaupt in der Lage ist, die gewaltigen Kräfte der Klimaschwankungen zu übertreffen. Die Erde wird auch ohne Menschheit weiter bestand haben, weil diese den Lauf der Erde nicht beeinflussen wird. Klaus merkt an, dass dabei nicht außer Acht gelassen werden sollte, dass der Mensch gerade dabei ist, seine Lebensgrundlage zu zerstören.
Rohstoffe - Fluch oder Segen?
Gerald berichtet, dass er aus Rücksicht auf die zerstörerische Wirkung der Rohstoffgewinnung auf ein Mobiltelefon verzichtet und auch sonst versucht, möglichst nachhaltig zu leben. Allen sollte klar sein, welche Auswirkungen ihr Lebenswandel haben kann.
Der überaus interessante Nachmittag endete für ein paar wenige noch bei einem Glas Wein vor der Hammerschmiede, wo uns Gerald auch noch erzählt, dass er als Kind in der Gozzoburg in Krems aufgewachsen ist. Damals waren in der Burg noch Wohnungen untergebracht. Sein Vater hat dort sein Kinderzimmer im Stil der damaligen 70iger Jahre mit Tapete geschmückt. Ein Jahrzehnt später wurden dann bei den Renovierungsarbeiten darunter die wertvollen Freskenmalereien entdeckt. Die Gozzoburg ist seitdem ein besonderes Juwel der Kremser Geschichte.
Vorschau
2025 ist eine geologische Führung in Schönbühel geplant. Hier wird es dann Infos zur Bunten Serie geben. Eine besondere Vielfalt an Gesteinen, welche hier den Boden durchdringen.
Kontaktverweis
Das Museum Geozentrum Steinstadel ist gegen Voranmeldung zu besichtigen. Infos hierzu liefert die Webseite https://www.steinstadel.at/
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